Ich war im April 2025 für etwa einen Monat in China unterwegs – im Rahmen einer längeren Weltreise. Gemeinsam mit meinem Partner reiste ich individuell und ziemlich spontan durchs Land. Unser Fokus lag auf Natur, gutem Essen, spannenden Städten und möglichst ungewöhnlichen Orten. Wir waren im Mid-Budget-Bereich mit gelegentlichem "Luxus" unterwegs.
Was dich hier erwartet:
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Kategorie | Bewertung | Kommentar |
Mobilität | ★★★★★ | Gut ausgebautes Zugnetz, Tickets einfach über trips.com oder am Schalter erhältlich. Didi ist überall verfügbar, spottbillig und macht das Reisen super einfach. Nur einmal Bus gefahren – ebenfalls unkompliziert. |
Sicherheit | ★★★★★ | Wir fühlten uns jederzeit sicher – wahrscheinlich auch dank der allgegenwärtigen Überwachung 🙈. |
Unterkünfte | ★★★★★ | Fast durchgehend tolle Unterkünfte zu sehr fairen Preisen (ca. 30 CHF für ein Standard-Doppelzimmer). Auch 5-Sterne-Luxus war gelegentlich erschwinglich. |
Kulinarik | ★★★★☆ | Besser und weniger exotisch als erwartet. Besonders in Yunnan und Sichuan sehr gut gegessen – gegen Ende etwas eintöniger. Natürlich stark asiatisch geprägt. |
Sehenswürdigkeiten & Aktivitäten | ★★★★☆ | Kulturell und landschaftlich unglaublich viel zu bieten. Allerdings häufig Overtourismus und teils überraschend teure Eintritte. |
Preis-Leistungs-Verhältnis | ★★★★★ | Bezahlbarer Luxus – sehr hohe Qualität zu vernünftigen Preisen. |
Reisefreundlichkeit & Zugang | ★★★★☆ | Einreise als Schweizer aktuell 30 Tage visafrei. Die Sprachbarriere ist riesig. Viele China-Apps funktionieren nicht oder nur eingeschränkt für Ausländer. Gute Alternativen wie trips.com helfen, und die Leute vor Ort sind oft hilfsbereit. Sehr gute touristische Infrastruktur. Mit eSIM kann man auch die Zensur als Ausländer umgehen. Insgesamt eignet sich das Land hervorragend für individuelle und spontane Reisen. |
Gesamt | ★★★★★ | China war ein echtes Highlight – komplett anders, intensiv und unvergesslich. |
China hat uns in vielerlei Hinsicht überrascht und in seinen Bann gezogen. Die Reise war erstaunlich günstig. Der Preis für die gebotene Leistung ist top, oft gab es bezahlbaren Luxus. Die Infrastruktur ist hervorragend, allen voran das beeindruckende Zugnetz, das eine bequeme und effiziente Art zu reisen ermöglichte.
Was uns besonders beeindruckt hat, war die unglaubliche Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Chinesen. Obwohl die Sprachbarriere das grösste Hindernis darstellte und wir ohne Übersetzungs-Apps aufgeschmissen gewesen wären, haben wir uns immer gut aufgehoben gefühlt. Leider führte dies auch dazu, dass wir nur selten in tieferen Kontakt mit den Menschen kamen, was wir ein wenig bedauerten.
Die Städte sind riesig, wirken aber erstaunlich entspannt – teils fast verschlafen und überhaupt nicht wuselig, wie man es vielleicht erwarten würde. Man fühlt sich zudem unglaublich sicher – sicher auch dank der allgegenwärtigen Überwachung, die in China schlicht zum Alltag gehört. Gleichzeitig erlebt man dort einen spannenden Kontrast: Überall McDonald’s, Starbucks & Co., aber der Alltag bleibt durch und durch chinesisch.
Kulinarisch war China ein absolutes Highlight, besonders in Regionen wie Yunnan, Sichuan oder Chongqing. Dort haben wir richtig gut gegessen: vielseitig, lecker, überraschend wenig "exotisch" und das alles zu Spotpreisen. Ja, es gibt auch Schildkröten, Innereien und Co., aber man findet problemlos richtig gute, authentische Küche.
Was uns wohl am meisten überrascht hat: Wie wenige westliche Touristen in China unterwegs sind – selbst in Megacities wie Chongqing. Man ist häufig selbst die Attraktion, wird angestarrt, gefilmt oder sogar heimlich fotografiert. Ein echtes Erlebnis!
Zusammenfassend lässt sich sagen: China war überraschend einfach zu bereisen und ist ein unglaublich spannendes, sicheres und lohnenswertes Reiseziel. Wer ein bisschen Geduld mitbringt, Technik nutzt und sich auf eine andere Kultur einlässt, wird mit bezahlbarem Luxus, eindrucksvoller Gastfreundschaft und echten Erlebnissen belohnt.
Dies war nicht mein letzter Besuch, denn China bietet noch so viel mehr, das ich unbedingt sehen möchten!
Herumreisen in China ist meistens super easy – egal ob Zug, Bus, Taxi oder U-Bahn, es läuft erstaunlich reibungslos.
Normale Plätze in Zügen und Bussen lassen sich in der Regel gut und spontan buchen. Wer allerdings First oder Business Class fahren möchte, sollte frühzeitig reservieren, da diese Plätze oft schnell ausgebucht sind.
Der Zug ist das wichtigste Verkehrsmittel in China. Deshalb hier ein paar praktische Hinweise:
In China läuft vieles ganz anders, als man es von zuhause gewohnt ist – u.a. beim Bezahlen. Kreditkarten? Fehlanzeige. Stattdessen läuft fast alles über Alipay und WeChat – oder eben bar. Deshalb: Unbedingt beide Apps vor der Reise installieren und einrichten. Es kann vorkommen, dass man nur mit einer der beiden Apps bezahlen kann – oder eben mit Bargeld. Ich fand Alipay etwas benutzerfreundlicher. Aber erwartet nicht zu viel. Die Übersetzung ist mangelhaft und die Bedienung nicht ganz intuitiv. Bargeld kann man kostenlos an den Geldautomaten abheben und wird eigentlich überall akzeptiert.
In China läuft fast alles über Alipay und WeChat. Klassische Webseiten? Kaum vorhanden. Stattdessen nutzen die meisten Anbieter Mini-Programme innerhalb dieser beiden Apps – sogar Bestellungen im Restaurant oder Laden, etwa bei Luckin Coffee, werden darüber abgewickelt. Wenn die In-App-Funktionen – wie bei mir – nicht funktionieren, kann man zum Glück (zumindest als Tourist) oft noch analog bestellen. Wer nach China reist, sollte sich frühzeitig darum kümmern, dass WeChat und Alipay einigermassen laufen - am besten beide, denn manchmal funktioniert nur eine davon.
Die Apps selbst sind teilweise ins Englische übersetzt, aber oft nur bruchstückhaft. Das Design der Apps entspricht nicht ganz westlichen Erwartungen, sie wirken sehr überladen. Viele chinesische Apps – etwa die offizielle Zugbuchungs-App – lassen sich als Tourist gar nicht nutzen. In der Regel braucht man dafür eine chinesische Telefonnummer und eine chinesische ID.
Auch wenn westliche Apps mit der richtigen SIM-Karte funktionieren, kann man sie nur bedingt nutzen, da sie keine relevanten Daten haben (z.B. Google Maps, Booking.com). Daher nachfolgend die wichtigsten Alternativen:
In meinem Fall war Alipay die zuverlässigere Lösung – inklusive Didi als integrierte In-App. Die App hat sogar eine eingebaute Übersetzungsfunktion, die hilfreich sein kann. Anfangs funktionierte auch WeChat, doch irgendwann wurde mein Account gesperrt – warum, weiss ich bis heute nicht. Trotz Kontaktaufnahme mit dem Support konnte ich den Account nie reaktivieren. Immerhin blieb die Bezahlfunktion erhalten.
Die Netzabdeckung in China ist überraschend gut. Nur im Zug hatten wir gelegentlich schlechten Empfang. Für ein so riesiges Land gibt es erstaunlich wenige Funklöcher – und das Internet ist meist sehr schnell.
Ja, das Internet in China ist zensiert – Dienste wie WhatsApp, Google, Instagram & Co. sind standardmässig nicht zugänglich. Teilweise werden sogar Inhalte auf eigentlich freien Seiten (wie z. B. 20 Minuten) blockiert. Zwar kann man mit einem VPN auf gesperrte Dienste zugreifen, dieser wird jedoch aktiv gestört und funktioniert dadurch oft nur eingeschränkt oder sehr langsam.
Die Lösung: eSIM. Achte darauf, dass die SIM nicht zensiert ist, also Zugriff auf westliche Seiten ohne Einschränkungen bietet. Ich hatte eine eSIM von ByteSim und eine von Trip.com. Rückblickend würde ich mir deutlich mehr Datenvolumen gönnen – oder am besten gleich eine unbegrenzte SIM. Das ständige Hin und Her zwischen WLAN, mobilen Daten, VPN an, VPN aus war auf Dauer einfach nur mühsam. Alles in allem haben die eSIMs einwandfrei funktioniert – als gäbe es keine Great Firewall. Der einzige Dienst, der selbst im mobilen Netz teilweise nur mit aktivem VPN lief, war ChatGPT. 🤷♀️
Kleiner Hinweis zur Bestellung: Auf Trip.com konnte ich die eSIM nicht direkt per Kreditkarte kaufen. Stattdessen musste ich zuerst einen Gutschein erwerben und diesen dann für die SIM einlösen. Teilweise ist auch eine zusätzliche Registrierung bei Drittanbietern erforderlich – etwas umständlich, aber machbar. Ausserdem funktioniert der Kauf nicht über die App, sondern nur über die Website. Die Preise sind allerdings so unschlagbar gut, dass sich der Aufwand definitiv lohnt. 😉
In China konnten wir viele Aktivitäten problemlos direkt im Hotel buchen – das war oft der einfachste und stressfreiste Weg. Fragt also immer zuerst an der Rezeption nach. Auch spontane Buchungen vor Ort haben meist gut geklappt. Bedenkt aber: Ihr seid in China – mit über einer Milliarde Menschen. Die Wahrscheinlichkeit, dass etwas kurzfristig ausgebucht ist, ist entsprechend hoch. 😉
Vermeidet es, selbst über WeChat oder andere chinesische Apps zu buchen – selbst mit Hilfe ist das oft extrem mühsam und frustrierend. Als Tourist ist man mit Trips.com (oder ähnlichen Plattformen) deutlich besser bedient. Falls ausnahmsweise mal eine klassische Webseite verfügbar ist, lohnt sich auch dort ein Blick. Hinweis: Eintrittskarten für Attraktionen sind über die Trip.com-App aktuell nicht buchbar – dafür muss man die Webseite nutzen.
Ein wichtiger Punkt ❗: Nehmt immer euren Reisepass mit. So gut wie alles – von Zugbuchungen bis Museumseintritt – läuft über eure Passnummer. An vielen Eingängen wird der Pass gescannt oder kontrolliert. Ohne ihn geht meist gar nichts.
Was Essen und Trinken betrifft, hat uns China wirklich überrascht – im positiven Sinne. Es gibt eine erstaunlich grosse Auswahl an Bier, teils sogar mit lokalen Craft-Bieren. Kaffee hingegen ist weniger verbreitet, aber keine Sorge: Starbucks und vor allem Luckin Coffee sind überall präsent.
Kulinarisch hat uns vor allem der Südwesten begeistert: In Yunnan, Sichuan und Chongqing erwartete uns eine fantastische, vielfältige und hocharomatische Küche. Auch wenn das Niveau danach etwas nachliess, blieb das Essen überall interessant und lecker.
Es stimmt, manche Gerichte beinhalten Zutaten, die für westliche Gaumen vielleicht ungewohnt sind. Auf Märkten haben wir beispielsweise Schildkröten gesehen, und Innereien sowie fettiges Fleisch sind oft Teil der Speisekarte. Doch keine Angst, es gab nichts, das uns wirklich geschockt hätte, und man findet immer auch "westliche" Optionen.
Die chinesische Küche ist sehr asiatisch geprägt. Westliche Einflüsse? So gut wie keine, abgesehen von US-Junkfood-Ketten wie McDonald’s und Co., die man überall findet. Wer also auf Pizza, Pasta & Co. hofft, wird eher enttäuscht.
Und das Besten: Essen und Bier sind extrem günstig.
Einreise
Die aktuellen Einreisebestimmungen für Schweizer findet man z. B. auf der TCS-Website. Stand Juni 2024 ist eine visumsfreie Einreise für bis zu 30 Tage möglich. Unsere Erfahrung: Die Einreise verlief völlig unkompliziert. Beim ersten Mal wurden uns ein, zwei kurze Fragen gestellt, beim zweiten Mal gab’s den Stempel direkt – ohne Rückfragen. Ein Rück- oder Weiterflugticket wollten sie ebenfalls nicht sehen.
Sprache
Ich fand China überraschend einfach zu bereisen – abgesehen von der riesigen Sprachbarriere. Kaum jemand spricht Englisch, und fast nichts ist übersetzt. Man läuft den ganzen Tag mit dem Handy herum, scannt alles mit Übersetzungs-Apps und führt Gespräche meist ebenfalls über den Übersetzer. Ohne Technik wäre man echt verloren.
Tourismus
In Megastädten wie Peking oder Shanghai sind westliche Touristen keine Seltenheit – man fällt weniger auf, und die Menschen sind an internationale Gäste gewöhnt. In Städten wie Chongqing hingegen, mit über 30 Millionen Einwohnern, konnten wir die Zahl westlicher Touristen gefühlt an einer Hand abzählen. Das heisst aber nicht, dass es in China keinen Tourismus gibt – ganz im Gegenteil: In vielen Orten herrscht massiver Andrang, allerdings fast ausschliesslich durch chinesische (oder asiatische?) Reisende. Je nach Region kann es sogar passieren, dass man selbst zur Sehenswürdigkeit wird: neugierige Blicke, spontane Fotos oder heimliche Videos gehören dann schnell zum Alltag. 😄
Hotels
Unsere Unterkünfte haben wir alle über Trip.com gebucht – hat super funktioniert. Die Auswahl ist gross, die Preise fair und die Qualität hat uns wirklich überrascht: günstig, super sauber und oft richtig modern und liebevoll eingerichtet. Ein echter Pluspunkt: Waschmaschinen gibt’s fast überall und können kostenlost benutzt werden! Und das war bei meinen Chopstick-Skills auch dringend nötig – beim Essen landet bei mir gern mal was daneben. 😄 Frühstück gab’s in vielen Unterkünften ebenfalls, allerdings meistens sehr asiatisch – also eher Suppe und Tee statt Brot und Kaffee. Früher Check-in war übrigens nie ein Problem – wir konnten fast immer sofort ins Zimmer, auch mal um 10 Uhr morgens.
Rauchen
Als Raucher fühlt man sich in China fast wie in der Schweiz vor 20 Jahren – es wird nahezu überall geraucht, ob im Zug oder im Hotelzimmer. Besonders in den Hotels riecht man es oft stark, selbst in angeblichen Nichtraucherzimmern. Für mich als frischgebackene Nichtraucherin war das stellenweise ziemlich unangenehm.